Drohnen, Kameras und Rücksicht auf die Umwelt
Ich habe mir Anfang 2023, bzw. in der Silvesternacht 2022 eine 360° Kamera gekauft und bin sehr happy damit. Zwar finde ich die 360° Bilder und Videos sehr spannend, aber den eigentlichen Grund, warum ich mir diese Kamera (mit einem 3m Selfie-Stab) ist ein anderer. Um diesen zu verstehen, möchte ich gerne etwas ausholen…
Was ein gutes Foto ausmacht
Eine gute Kamera macht Bilder in hoher Qualität, sofern man einige technische Rahmenbedingungen erfüllt. Das ist erstmal so, da kann man auch nicht dran rütteln. Anständig ausgeleuchtet, Schärfe am richtigen Punkt – damit kann man erstmal nichts falsch machen.
Gute Qualität heißt allerdings nicht, dass die Bilder auch besonders oder einfach gut sind. Das erreicht man nämlich etwas anders. Dabei reicht dann auch ein Smartphone (würde ich niemals öffentlich behaupten) oder eine Einsteigerkamera. Was wirklich zählt ist, in wie weit sich ein Bild von der Masse abheben kann und wie oft das Motiv schon abgelichtet worden ist.
Aus meiner Sicht sind die folgenden Dinge für ein „gutes“ Bild entscheidend.
Die Idee
Schon mal Nahaufnahmen einer aufgeschnittenen, roten Zwiebel gesehen? Sieht wirklich spannend aus! Und damit sind wir auch schon bei der Idee – ist sie außerhalb der „Massenfotografie“ angesiedelt, bleibt sie beim Betrachten hängen, das Bild wird automatisch zu etwas Besonderem.
Die Tiefe
Ein Bild kann gut werden, wenn es nicht „platt“ ist. Ein Bild fängt an Tiefe zu entwickeln, wenn wir einen Vordergrund, Hauptgrund und einen Hintergrund sehen. Ein unscharfes Element im Vordergrund, wie auch im Hintergrund helfen dem Betrachter sein Augenmerk auf das Hauptmotiv zu lenken. Gleichzeitig wissen wir als Betrachter, dass eine gewisse Tiefe entsteht.
Die Perspektive
Einer der wichtigsten Punkte für ein besonderes und gelungenes Bild ist die Perspektive. Schon mal einen Farn von unten in Richtung Sonne fotografiert? Schon mal ein Denkmal aus der Vogelperspektive gesehen? Ein Wasserfall von oben, nah am spritzenden Wasser?
Die Perspektive verändert alles. Vielleicht kennst Du, lieber Leser, liebe Leserin, ja diese Alltagssituation: Dein Kind, Nichte oder wer auch immer spielt im Sandkasten und Du möchtest eine Erinnerung mit dem Smartphone schaffen. Du machst im Stehen ein Bild – perfekt für die Erinnerung, aber (ohne das Böse zu meinen) ist das wirklich ein schönes, tolles Bild (neben der Erinnerung?). Ich sage – vielleicht, Tendenz eher zu nein.
Kniet man sich nun hin und hält die Kamera auf Augenhöhe der kleinen Personen (geht übrigens auch bei Tieren), erschafft man ein Bild, in dem sich der Betrachtende wiederfinden kann. Er wird Teil des Geschehens, denn er nimmt eine andere Perspektive ein, der Betrachter wird ins Bild hineingezogen.
Die potentielle Häufigkeit und die benötigte Anstrengung
Ich war 2021 auf dem E5 mit einem guten Freund in den Alpen unterwegs. Ich habe häufig geflucht und häufig habe ich auf dem Boden gesessen und wollte kein Stück mehr weitergehen – was natürlich nicht geht. Es muss immer weiter gehen. Und je anstrengender der Weg, desto weniger häufig hat man die an diesen Stellen geschossenen Fotos bereits gesehen. Bergketten aus einem kleinen Plateau auf 2000m Höhe – Allein aufgrund dieser Anstrengung und der Arbeit, die man erbringen muss, um an so eine Stelle zu kommen, ist das Bild etwas Besonderes.
Und jetzt…? Habe ich ein gutes Bild, wenn ich alles berücksichtige?
Jein. Die Chance, ein gutes Bild zu machen ist natürlich höher, aber man braucht auch etwas Kreativität und den Willen bei der Fotografie viel zu lernen. Und alle Fotografen, die sagen, man kann geile Bilder auch mit dem Smartphone machen, sagen nicht die ganze Wahrheit. Klar geht das, eine „fette“ Kamera sorgt aber auch nochmal dafür, dass Bilder das gewisse Etwas vorweisen können.
Perspektivwechsel Drohne
Drohnenbilder sind aus meiner Sicht immer irgendwie beeindruckend. Das liegt vor allem an einem der Punkte, die ich bereits beschrieben habe: Die Perspektive.
Hast Du schon mal einen Wald von oben gesehen? Grade im Herbst? Sieht immer irgendwie beindruckend aus – denn die Perspektive ist nicht alltäglich – allein dadurch wird das Bild also etwas Besonderes. Hinzukommt vielleicht auch noch, dass diese Bilder nicht allzu häufig vorkommen, hat ja nicht jeder immer eine Drohne dabei.
Vielleicht habt Ihr ja auch schon mal diese absolut beeindruckenden Bilder und Videos direkt über einem Vulkan gesehen – da kommt wirklich so schnell nichts dran. Farben sind meist absolut top, seltenes Bild, krasse Perspektive – direkt ein Knaller.
Fliegen Fotografen jetzt also überall mit Drohnen rum? Es gibt sicherlich einige, die sich für mittlerweile kleineres Geld als früher eine Drohne kaufen, und sie so oft wie möglich durch die Natur jagen – und genau da kommt ein weiterer Aspekt ins Spiel, dem jeder verantwortungsvolle Drohnenpilot beachten sollte: Natur, Menschen und Bildrechte.
Mit der App Droniq kann man relativ schnell herausfinden, wo man fliegen darf und wo nicht. In der Regel darf man nicht in Naturschutzgebieten, über Häusern usw. fliegen. Ich für meinen Teil halte mich in 98% aller Fälle an genau diese Regeln, denn ich möchte die Natur nicht stören, will mit der Drohne keine Küken aus dem Nest jagen oder gar einen Raubvogel-Angriff provozieren. Nicht zu letzt möchte ich die Bilder ja auch für meinen Social Media Kanal nutzen, und da lege ich dann schon wert drauf, dass ich mich da im rechtlichen Rahmen bewege.
Ist die 360° Kamera eine Alternative?
Nein. Ganz bestimmt nicht. Aber wir können mit einem 3m Selfie-Stick und einer 360° Kamera ein paar tolle Bilder und Videos machen, denn auch hier ändern wir die Perspektive. Als wir in Kroatien im Nationalpark Plitvicer Seen unterwegs waren, bin ich (zur Belustigung einiger andere Besucher) mit einem 3m Selfie-Stick durch die Gegend gelaufen und habe ein paar schöne Bilder direkt über dem Wasserfall oder am unteren Rand der Gehwege geschossen. So kann ich die Regeln und die Natur respektieren und zeitgleich Bilder machen, die eine andere Perspektive haben, als die typischen „Touri-Bilder“.
Fazit
Gute Bilder zeichnen sich durch eine gewisse Einzigartigkeit und Kreativität aus. Ein Perspektivwechsel sorgt oftmals schon für ein spannendes Bild – daher fliege ich auch gerne mit der Drohne und mache ein paar Bilder. Respekt vor der Natur und den Menschen ist ein wichtiger Bestandteil in meiner Fotografie, daher greife ich in einigen Situationen auf die 360° Kamera zurück um einen Perspektivwechsel zu erreichen, ohne, dass ich die Drohne benutzen muss.